Historie SV Ewattingen
Die Anfänge
Offiziell begann alles am 26. Februar 1950. Damals traf sich im Gasthaus Burg eine Gruppe junger Fußballfans und gründete den Sportverein Ewattingen. Die zumeist sehr jungen Burschen bewiesen Mut, denn es wehte ihnen nicht selten ein rauer Wind um die Nase.
Doch bereits lange vor dem Zweiten Weltkrieg wurde in Ewattingen Fußball gespielt. Viel brauchten diese Pioniere nicht, um ihrem Hobby frönen zu können. Eine ganz gewöhnliche Wese, dazu Schuhe und kurze Hosen, die jene jungen Kicker auch sonst den ganzen Tagen trugen. An ein einheitliches Trikot war natürlich nicht zu denken.
Die ersten schriftlich erwähnten Fußballer in Ewattingen waren: Burger Alois, Burger Fritz, Burger Hermann, Burger Johann, Burger Josef, Burger Otto, Gratz Helmut, Grüninger Adolf, Grüninger Alois, Heinemann Franz-Josef, Heizmann Eduard, Huber August, Kromer Artur, Maier Hermann, Meister August, Rothmund Hermann, Rothmund Karl, Strauf Franz, Zimmermann Fritz, Zimmermann Otto.
Aus dieser Riege gab es nach dem Krieg Unterstützung für jene Generation, die nach den Schrecken auf den Schlachtfeldern wieder mit dem Fußballspielen beginnen wollte. Diese Unterstützung hatten die Fußballer auch bitter nötig, denn es gab nur wenig Fürsprecher. Im Gegenteil, Fußball wurde als „Modekrankheit“ bezeichnet, die alsbald wieder auskuriert sein werde. Mütter verglichen das Spiel rund um den Ball mit den „Hauptsünden, die ein Mensch überhaupt begehen kann.“ Fußball wurde mit Müßiggang gleichgesetzt und dieser bedeutet bekanntermaßen aller Laster Anfang.
Doch „kein Schelten, kein Moralisieren konnte verhindern, dass Fußball gespielt wurde“, heißt es in der Festschrift aus dem Jahre 1960, die anlässlich des zehnjährigen Bestehens des SVE erstellt wurde. Die Genugtuung des Verfassers spürt man in diesen Worten noch heute sehr deutlich.
Der Zweite Weltkrieg bedeutete eine tragische Zäsur. Viele Spieler fielen auf den Schlachtfeldern, gerieten in Kriegsgefangenschaft oder kamen verletzt zurück. Glücklicherweise blieb Ewattingen von den Angriffen der Alliierten weitgehend verschont, wenngleich auch hier drei Zivilisten in den letzten Tagen durch Artillerieangriffe ihr Leben verloren. Der Krieg löste eine riesige Flüchtlingswelle aus, viele dieser Entwurzelten suchten in Dörfern eine neue Heimat. So auch in Ewattingen. Hier fanden weit über hundert Menschen zumindest vorübergehend ein neues Domizil. Gerade die Flüchtlinge aus den Städten, nicht wenige stammten aus dem seit jeher fußballverrückten Ruhrgebiet, erwiesen sich als Aktivposten in Sachen Fußball. Zusammen mit den einheimischen Enthusiasten einte sie der Wunsch nach Abwechslung und wenigstens partieller Normalität. Bald wurden die sporadischen Treffen durch regelmäßiges Training ersetzt, und etwa 1949 nahmen die Aktivitäten vereinsähnliche Formen an.
Lauscht man den Erinnerungen damaliger Zeitzeugen, so gab es in jener Gründungsphase komische, bisweilen skurrile Szenen zu beobachten. Da mussten beispielsweise Spiele unterbrochen werden, weil ein Traktor über den das Sportgelände kreuzenden Feldweg tuckerte.
Das erste Spiel
Die erste Partie nach dem Zweiten Weltkrieg bestritt man im Sommer 1949 gegen den SV Reiselfingen. Die Ewattinger Akteure staunten nicht schlecht, als sie ihre Kontrahenten mit echten Kickschuhen und einem einheitlichen Trikot auflaufen sahen. Gegen ein derart professionell ausgestattetes Team hatten die Ewattinger natürlich einen schweren Stand. Mit 13:2 verloren sie das Spiel. Den allerersten Treffer für den SVE erzielte Oskar Rohr; der zweite Torschütze hieß Harry Weiß.
Die 50er Jahre
Das Jahrzehnt des Beginns und der Etablierung
Schließlich war die Zeit reif, reif für eine offizielle Vereinsgründung. Am 26. Februar 1950 trafen sich die Fußball-Interessierten. Bürgermeister Josef Burger sagte dem neuen Verein seine Unterstützung zu, äußerte aber gleichzeitig Bedenken, ob sich der SVE auf Dauer etablieren könne. Die Unterstützung der Gemeinde machte er von „geordneten Verhältnissen“ abhängig. Die Versammlung lieferte ihm ein eindeutiges Signal in diese Richtung. Insgesamt 23 Männer trugen sich in die Mitgliederliste ein. Es waren dies:
Emil Angst (17.12.1928), Otto Ball (18.4.1932), Karl Baumgärtner (13.6.1933), Rolf Beha (20.2.1931), Hans Behrendt (19.8.1935), Josef Behrendt (22.5.1932), Hermann Burger (15.5.1907), Gerhard Burger (25.2.1933), Heinz Färber (20.10.1934), Josef Färber (7.4.1931), Bruno Groß (14.12. 1929), Josef Kech (18.6.1934), Robert Kech (20.11.1931), Erich Rohr (15.7.1933), Oskar Rohr (15.6.1931), Robert Rohr (22.10.1929), Willi Rohr (8.7.1926), Ernst Rothmund (8.3.1932), Franz Schmidt (22.5.1929), Heinz Thiermann (19.8.1929), Wolfgang Vetter (2.4.1935), Harry Weiß (18.12.1924), Hugo Zimmermann (2.9.1919).
Auch ein Führungsgremium konnte gefunden werden. Hermann Burger übernahm den Posten des ersten Vorsitzenden. Trainer und Schriftführer in Personalunion wurde Alfons Stellmach. Sportleiter wurde Gerhard Pramor, Kassierer Robert Kech, und die Abteilung Turnen organisierte Otto Schuler. (Alfons Stellmach, Gerhard Pramor und Otto Schuler mussten in einer unmittelbar danach abgehaltenen Sitzung zum Verein gestoßen sein, denn sie wurden zu Vorstandsmitgliedern der ersten Stunde.)
Der Mitgliedsbeitrag wurde auf 50 Pfennig für Erwachsene und 25 für Jugendliche festgesetzt. Der Verein gegründet, genügend Spieler, die auf einen Einsatz brannten - das einzige was jetzt noch fehlte, war ein richtiger Sportplatz. Die Gemeindeväter taten sich angesichts knapper Kassen und dem bevorstehenden Bau eines neuen Rathauses nicht leicht, sich finanziell bei diesen Newcomern zu engagieren. Die Entscheidung fiel schließlich das Areal „Auf Eck. Mit diesem Schritt wurden die Weichen dahingehend gestellt, dass der SVE heute über eine Sportanlage verfügt, die in der ganzen Region keinen Vergleich zu scheuen braucht. Schon 1960 meinte der Chronist voller Stolz: „Die Lage des Platzes bietet landschaftlich so viele reizvolle Ausblicke, dass sie kaum an Schönheit übertroffen werden kann“.
Spotplatzeinweihung am 20. Juli 1950
Am 20. Juli 1950 konnte das Spielfeld eingeweiht werden. Dies wurde natürlich in gebührender Weise mit einem Pokalturnier gefeiert. Neben den Gastgebern beteiligten sich die Mannschaften von Gündelwangen, Göschweiler, Bachheim, Riedböhringen und Bonndorf daran. Letztere gewannen den von der Gemeinde gestifteten Pokal. Im Vereinslokal „Hirschen“ wurde gefeiert. Nur wenige Monate danach beschloss die Führungsriege die Eingliederung in den Südbadischen Fußballverband.
In der Gründungsversammlung wurde Fußball zur Hauptsportart deklariert. Daneben sollten aber auch anderen Aktivitäten nicht unberücksichtigt bleiben. Neben dem Turnen im Sommer nutzten die Sportler den Winter zum ausgiebigen Skifahren und Skisprngen. Der Verein zeigte sich auch abseits des Sports aktiv. So wurde an Fasnet regelmäßig ein „Bunter Abend“ organisiert.
Wie knapp die finanziellen Mittel damals bemessen waren, verdeutlicht folgende Episode. In einem Verbandsspiel im Frühling 1954 gegen den SV Göschweiler nahm der SVE 20 Mark ein. Die Hälfte davon kassierte der Schiri; der restliche Zehner wurde brüderlich unter beiden Mannschaften aufgeteilt. So wanderte eine Nettoeinnahme von grandiosen fünf Märkern in die Vereinsschatulle.
Nur spärliche Erfolge zu Beginn
Aller Anfang ist schwer. Diesem Sinnspruch entsprechend verlief die sportliche Entwicklung. Die erste Saison 1950/51 wurde als Vorletzter abgeschlossen, und auch in den kommenden Jahren nistete man sich zumeist in den hinteren Tabellenregionen ein. Die Leistungskurve zeigte nur langsam nach oben. Sicher, die Sportler mussten früher teilweise noch vor einer Partie auf dem elterlichen Hof mit anpacken. Doch das war nur bedingt die Ursache für manch mäßige Leistung, wie der gewissenhafte Schriftführer festhielt. So hieß es nach einem enttäuschenden Abschneiden beim Pokalturnier im Juli 1955, bei dem man gegen Löffingen und Jestetten verlor: „In den Spielen machte sich das Sommerfest in der Burgmühle und die Heuernte bemerkbar. Die meisten Spieler mussten bis kurz vor dem Spiel auf dem Feld arbeiten und waren so schon ziemlich ermüdet. Die anderen waren bis spät in den Morgen unterwegs und hatten den Rausch noch nicht ausgeschlafen“.
Dem gemächlichen Beginn folgte gegen Ende der 50er eine regelrechte Leistungsexplosion. Jetzt kam die schon früh begonnene Jugendarbeit (1954 wurde die Jugendmannschaft Gruppensieger und Schwarzwald-Vizemeister. 1957 folgte ein weiterer Meistertitel, obwohl die Alterspanne von 11 bis 18 Jahren reichte) und die schon früh eingerichtete zweite Mannschaft, die allerdings nur sporadisch Spiel austrug, zum Tragen.
Freud und Leid so nah beisammen
Die Mannschaft spielte um die Meisterschaft mit. 1958 dann der erste große Erfolg: In Dillendorf gewann der SVE zum ersten Mal ein Pokalturnier. Eine außergewöhnliche Leistung der Mannschaft, denn solche Turniere besaßen höchsten Stellenwert und waren dementsprechend stark besetzt. In diesem Jahr starb unerwartet Hermann Burger mit 51 Jahren an einem Herzinfarkt. Burger war der erste Vereinschef des Sportvereins. Zudem hütete er oft das Tor der ersten Mannschaft. Bis zu seinem Tod engagierte er sich in der Führungsriege des Vereins Zu dieser Zeit startete der SVE auch sein Wanderpokalturnier an Pfingsten, das über viele Jahre zur festen Einrichtung werden sollte.
Der erste Meistertitel und Aufstieg in die Kreisliga B
Das Jahr 1959 steht für den bis dahin größten Erfolg in der Vereinsgeschichte. Durch einen 2:0-Sieg beim SV St. Blasien wurden die erste Mannschaft Staffelsieger. Ein rauschendes Fest folgte. Der Musikverein und viele Einwohner Ewattingens begrüßten die Helden am Dorfeingang. Gemeinsam marschierten sie in den „Hirschen. Um den Aufstieg spielten die Blau-Weißen gegen den FC Neustadt 1b. Im ersten Aufeinandertreffen zu Hause lagen sie 2:0 in Führung. Dann verletzte sich Huber Keller, und da damals Spielerwechsel noch nicht erlaubt waren, bedeutete dies eine entscheidende Schwächung. Das Spiel wurde mit 3:4 verloren. Das Rückspiel endete mit einem torlosen Remis. Da Neustadt jedoch auf den Aufstieg verzichtete, rückte der SVE erstmals in seiner noch jungen Vita in die Kreisliga B.
Der SV Ewattingen hatte sich endgültig als Spitzenmannschaft in der heimischen Region etabliert. Ein weiterer Beleg dieser neu gewonnenen Stärke: Der zweite Sieg bei einem Turnier. In Riedböhringen setzte man sich im selben Jahr gegen zehn Mannschaften durch. Auch in der neuen Liga mischte der SVE in der Spitzengruppe mit. Die Saison 1959/60 wurde mit einem ausgezeichneten 4. Rang abgeschlossen.
Fest zum 10 Jährigen
Nach diesen Leistungen konnte man sich guten Gewissens dem feiern zuwenden. Drei Tage im Juni feierte der SVE sein 10-jähriges Bestehen in einem schmucken Festzelt. Das Turnier der aktiven gewann die Mannschaft aus Sigmaringn die Neustadt im Endspiel mit 3:0 bezwang. Ein weiterer Höhepunkt war das AH-Spiel Ewattingen gegen Bonndorf. Viele Spieler aus Gründerzeiten von 1950 schnürten noch einmal die Kickschuhe. Und die Akteure von einst zeigten noch einmal was sie konnten.
Die 60er Jahre
Das Jahrzehnt der Konsolidierung
Im Laufe des ersten Jahrzehnts legten die Mitglieder des SVE den Grundstein für ein langfristige Existenz des Vereins. Auf dieser Arbeit basierend gelang es in der nachfolgenden Dekade, das SVE-Schiff weiterhin auf erfolgreichem Kurs zu halten.
Die erste Hälfte dieses Jahrzehnts kann als Phase der Konsolidierung und der Kontinuität bezeichnet werden. Die lässt sich wohl am besten mit einer Personalia bei der Generalversammlung am 17. März 1961 verdeutlichen.
Rudolf Bader und der SVE - eine unendliche Geschichte
Während der gesamte Vorstand einmütig bestätigt wurde, wählte die Versammlung Rudolf Bader zum neuen Protokollführer. Eine Entscheidung, wie sie wohl nicht richtiger hätte getroffen werden können. Der Bader-Rudi war wie geschaffen für dieses Amt. Mit einem phänomenalen Gedächtnis ausgestattet, dazu mit einer Liebe zum Detail, der nichts, aber auch gar nichts entgeht, verfügte er über ideale Voraussetzungen. Was hat dies nun mit Kontinuität zu tun? Nun, der Protokollführer des Jahres 2000 heißt immer noch Rudolf Bader. Seit annähernd 40 Jahren fungiert er als lückenloses Archiv des Sportvereins. In acht penibelst geführten Büchern haben er und seine Vorgänger die Geschichte des Vereins notiert. Der statistische Teil dieser Festschrift basiert zu weiten Teilen auf seinen Manuskripten. Wir hoffen, nein, wir sind sicher, dass Rudolf Bader noch viele Jahre bei den Generalversammlungen in unnachahmlicher Manier seine Berichte vortragen wird. Auf sportlichem Sektor durfte man sich zumindest bis Mitte der 60er Jahre an recht erfolgreiche Spielrunden gewöhnen. Die erste Mannschaft etablierte sich im vorderen Mittelfeld der Tabelle. Nach einem erneuten vierten Platz in der Saison 1962/63 konnte nur zwei Jahre später allerdings der Abstieg aus der B-Klasse als Neunter gerade noch verhindert werden.
Freiwilliger Abstieg und Ende der "Zweiten"
Das Jahr 1966 bedeutete dann eine Zäsur in der Geschichte des Vereins. Beim Bezirkstag in Vöhrenbach verzichteten die Blau-Weißen auf den ihnen zustehenden Platz in der B-Klasse. Die zweite Mannschaft wurde nach wenigen Jahren aufgrund einer allzu dünnen Spielerdecke vom Spielbetrieb zurück-gezogen. Bisher konnte - langfristig beobachtet und nur durch einzelne sporadische Einbrüche - eine dauerhafte Aufwärtsentwicklung auf der Habenseite verbucht werden. Jetzt gab es die ersten Anzeichen einer Krise zu beobachten. Die Stimmung innerhalb des Vereins war teilweise gereizt. Beispielsweise sorgte ein Kameradschaftsabend 1967 für Wirbel. Im Gegensatz zur jahrelangen Tradition wurde er auf den engsten Aktivenkreis beschränkt. Dem entsprechend schlecht war die nur wenige Wochen danach stattfindende Hauptversammlung besucht. Nur 25 Mitglieder trugen sich in die Anwesenheitsliste ein. Ein Ereignis, das sich auch in den Vereinsbüchern seinen Niederschlag fand. "Die Versammlung zeigte erneut, dass der Verein vor schweren Zeiten steht", lautete die Einschätzung, die sich bewahrheiten sollte.
Eines der Hauptprobleme lag in rückläufigen Spielerzahlen. Die sollte sich immer stärker in leistungsspezifischer Sicht bemerkbar machen. Dennoch gelang den Kickern noch einmal ein Kraftakt. In Aulfingen gewannen sie das Pokalturnier. Überhaupt erwiesen sich die Spieler des SVE als ausgesprochene Turnierexperten, denn auch in Dillendorf (1968) und beim eigenen traditionellen Turnier standen sie auf dem Siegespodest. Wenngleich bei den Vertretern der C-Klasse. Die B-Klasse wurde fast schon erwartungsgemäß von Sigmaringen dominiert.
In den Rundenspielen lief dagegen nicht allzu viel zusammen. Trotz des freiwilligen Rückstufung in die C-Klasse konnte in der Saison 1966/67 nur der vorletzte Tabellenplatz erreicht werden. Negativer Höhepunkt: Eine 0:10 Heimniederlage gegen den SV Göschweiler. Diese Tief wurde glücklicherweise bald überwunden. Unter Trainer Wolfram Spieß belegte man 1969/70 den vierten Rang.
Jugendmannschaften feiern Erfolge
Ein Lichtblick am Ewattinger Fußballhimmel war damals die Jugendmannschaft. Sie stand 1968 punktgleich mit dem TuS Bonndorf an der Spitze. Das Entscheidungsspiel in Weizen gewannen sie mit einem klaren 2:0. Im Kampf um die Meisterschaft des Bezirks Schwarzwald reichte es dann allerdings nicht ganz. Dem 1:1 gegen Hornberg folgten zwei knappe Niederlagen gegen Kirchdorf und Fischbach. Nur ein Jahr später konnte der SVE bereits drei Jugendmannschaften ,melden. Neben der A- und C-Jugend nahm im Spieljahr 1969/70 erstmals eine D-Jugend an den Rundenspielen teil.
Ein Mann muss an dieser Stelle erwähnt werden: Hans Klaffki. Man könnte ihn auch Hans Klaffki der Dreizehnte nennen, denn diese Zahl hatte es ihm offensichtlich angetan. 13 Jahre leitete er die Jugendarbeit. 13 Jahre war er Chef der Vereinsfinanzen und ebenso 13 Jahre war er als Schriftführer tätig. Die meiste Zeit davon trug er diese Bürde als "Dreierpack" (siehe Statistik). Ohne sein außergewöhnliches Engagement wäre ein kontinuierlicher Ausbau der Nachwuchsabteilung undenkbar gewesen. Bis zu seinem Tod 1972 im Alter von nur 42 Jahren war er für den SVE aktiv.
In den 60er Jahren wurden die Infrastruktur des Vereins peu á peu verbessert. Ein Meilenstein folgte 1967 mit der Errichtung einer Flutlichtanlage. Ein Projekt, das untrennbar mit dem Namen "Vetter" verbunden bleibt. Gottfried Vetter als erster Vorsitzender sowie Wolfgang Vetter als großzügiger Mäzen und Chefplaner standen sozusagen Pate. Dazu kam natürlich noch die Hilfe vieler fleißiger Hände, die alle gemeinsam mit anpackten. Und noch eines: Bei der Hauptversammlung am 13. Dezember 1969 wurden Alfons Kuttruff für schier unglaubliche 700 und Ewald Hettich für ebenfalls beeindruckende 550 Spiele im Trikot des SVE geehrt.
20 Jahre Sportverein Ewattingen
Welches Resümee zieht man nach 20 Jahren Sportverein Ewattingen? Sportlich gesehen könnte man dieses Jahrzehnt für den Aktivenbereich mit einem "Na ja, durchwachsen" zusammenfassen. Während hier ein deutlicher Spielerrückgang verzeichnet werden musste, konnte die Jugendabteilung weiter ausgebaut werden. Die Weitsicht der Verantwortlichen sollte sich in absehbarer Zeit auszahlen, Es folgten aber noch schwere Jahre.
Zuvor wurde aber noch gefeiert. Vom 25. bis 27. Juli 1970 zelebrierte der SVE sein 20-jähriges Bestehen. Dieses Fest konnte unter der Rubrik "Voller Erfolg" verbucht werden. Dies lag unter anderem daran, dass in wochenlanger Plackerei der Schuttabladeplatz an der Stirnseite des ebenfalls sanierten Fußballfeldes, in einen Parkplatz verwandelt wurde. Außerdem verbesserte die Gemeinde die Zufahrt in Richtung Sportgelände.
Die 70er Jahre
Das Jahrzehnt der Krise und der Rückkehr auf die Erfolgsspur
Keiner wusste es, keiner konnte es ahnen: Dieses Jahrzehnt sollte ein äußerst bewegtes werden. Eines, das den SVE an den Rand des Abgrunds brachte; an dessen Ende allerdings auch wieder Licht am Ende des Tunnels aufleuchtete.
Und es sollte jenes Jahrzehnt werden, das in Bezug auf den SVE von zwei Persönlichkeiten geprägt wurde, die heute als Ehrenvorsitzende immer noch mit höchstem Interesse ihren erfahrenen Blick auf die Geschehnisse rund um den Sportverein werfen. 20 Jahre lang standen sie abwechselnd an der Spitze des SVE; lange Zeit gemeinsam als erster und zweiter Vorsitzender. Das Duo Max Burger und Richard Schuler drückte dem Verein seinen Stempel auf und hinterließ Spuren, die sie bis heute als "echte Macher" auszeichnen.
Max Burger übernimmt das Ruder
Doch wenden wir uns zunächst den schwierigen Anfängen zu. Max Burger löste am 17. Dezember 1971 Gottfried Vetter als Vereinschef ab. Damit trat er in die Fußstapfen seines Vaters. Hermann Burger, der 1950 erster Vorsitzender und Mitinitiator des neuen Clubs war. Gleich in seinem ersten Amtsjahr musste Max Burger mit ansehen, wie die Blau-Weißen eine Niederlage nach der anderen kassierten. Am Ende der Saison war man am Ende - am Ende der Tabelle. Letzter und damit Besitzer der imaginären roten Laterne Die Magerkost auf dem Fußballteller sollte zum gängigen Menü "Auf Eck" werden. In der Saison 1972/73 landeten die Blau-Weißen wieder ganz weit hinten; diesmal war es der zehnte Rang. Die sportliche Talfahrt, einhergehend mit der Sonntag für Sonntag auftretenden Frage, ob überhaupt genügend Spieler zusammengetrommelt werden können, zog erste Auflösungserscheinungen nach sich.
Am Rande der Existenz
Der SVE steckte in einem bedrohlichen Tief. Die Brisanz der Situation verdeutlicht eine denkwürdige Sitzung am 15. Dezember 1973. Im Gasthaus "Hirschen" diskutierten Spieler und Funktionäre über die Zukunft der ersten Mannschaft und damit wohl über die Zukunft des gesamten Vereins. Nicht wenige plädierten für eine Auflösung des Aktiventeams. Dass dieses Szenario doch noch abgewendet werden konnte, verdankt der Sportverein besonders einem Mann: Max Burger. Der damalige Vorsitzende appellierte mit Vehemenz an die Kicker, wenigstens die Rückrunde noch zu Ende zu spielen. Nur sechs Wochen später, am 25. Januar 1974, traf man sich zur endgültigen Entscheidung. Trotz etlicher Spielerabmeldungen erklärte sich eine Mehrheit bereit,
entsprechend Max Burgers Vorschlag die zweite Saisonhälfte regulär über die Bühne zu bringen. Dabei half die Verbundenheit ehemaliger Aktiver. Sie schnürten nach teilweise jahrelanger Pause noch einmal die Kickstiefel für den SVE und sprangen für die abgewanderten Spieler in die Bresche. Das endgültige Aus konnte noch einmal verhindert werden.
Krisensitzung im Jahr 1974
Natürlich war allen klar, dass dies nur eine kurzfristige Lösung sein konnte. Und so wanderte der SVE weiterhin am schmalen Grat des Abgrundes. Ohne Zweifel handelte es sich um die schwersten Monate in der Vereinsgeschichte, nur vergleichbar mit der bewegten Gründerphase. Nach einem unter diesen Umständen keineswegs überraschenden zehnten Tabellenplatz ("Eine totale Pleitensaison. Ändert sich die Lage nicht grundsätzlich, dann ist es völlig sinnlos, die neue Runde zu beginnen", so ein damaliger Eintrag in das Vereinsbuch) 1974 stand am 31. Mai desselben Jahres die Generalversammlung auf dem Programm. Wohl selten dürfte gespannter auf eine solche Veranstaltung geblickt worden sein, denn das Damoklesschwert eines Daseins ohne "Erste" schwebte weiterhin bedrohlich über dem Sportverein. Dieses ständige Hin-und-Her hinterließ schließlich auch Spuren bei Max Burger. Unter diesen Umständen stehe er für eine weitere Amtsperiode als erster Vorsitzender nicht mehr zur Verfügung, erklärte er der Versammlung unmissverständlich. Es war wohl ein letzter Versuch des Vereinschefs, die Mitglieder wachzurütteln und jedem den Sprengsatz dieser Situation vor Augen zu führen. Viel wurde diskutiert, die Emotionen schlugen hoch. Am Ende gab es ein für alle Beteiligten unbefriedigendes Ergebnis, das eigentlich gar kein Ergebnis darstellte. Zum einen fand sich keiner bereit, Max Burger zu beerben. Zum andern stand der Fortbestand der ersten Mannschaft weiterhin in den Sternen.
Wie sollte es nun weitergehen? Diese Frage geisterte durch die Köpfe der Mitglieder. Konsequenterweise trafen sich die Spieler zu einer erneuten Unterredung nur einen Monat später. Dann endlich gab es eine Lösung. Die Entscheidung, erneut an der Spielrunde teilzunehmen, wurde festgezurrt. Nun galt es, diesen positiven Schritt rasch für zusätzliche Weichenstellungen zu nutzen. Daher wurde dem ersten Akt der Generalversammlung, die als "Unvollendete" in die Annalen einging, ein zweiter angefügt. Auf dieser außer-ordentlichen Mitgliederversammlung wurde Max Burger als erster Vorsitzender wiedergewählt.
Jugendabteilung sehr erfolgreich
Die Jugendabteilung wurde in dieser schwierigen Phase nicht vernachlässigt. Im Gegenteil: Jugendleiter Adolf Scheuble und seinen Mitstreitern gelang es, kontinuierlich die Zahl der Jungfußballer zu steigern. Zu Beginn der 70er Jahre wurden im Nachwuchsbereich die Einteilung in Alterstufen eingeführt. Reichten die eigenen Jahrgänge nicht, dann setzte der SVE auf Spielgemeinschaften. Etliche Erfolge konnten eingefahren werden. So wurde 1972/73 die A-Jugend-Kombination aus Ewattingen und Bonndorf Meister in der Kreisstaffel. Im selben Jahr konnte in Kooperation mit Grafenhausen eine E-Jugend angemeldet werden. Damit liefen erstmals Ewattinger Spieler aus vier Jugendmannschaften auf, denn der SVE stellte auch eine B- und D-Jugend. Dreimal stand in diesem Jahrzehnt eine D-Jugend der Blau-Weißen ganz oben in der Tabelle. Die C- und B-Jugendlichen heimsten jeweils zwei Titel ein. Diese spielstarken Jahrgänge sollten sich später als Garant für die Erfolge im Aktivenbereich erweisen.
Mit dem Bau der Wutachhalle wurde ein altes Thema wieder aktuell: Die Standortfrage eines neuen Sportplatzes. Eine Verlegung in unmittelbare Hallennähe wurde angedacht, um die dort vorhandenen Umkleidekabinen und Duschen zu nutzen. Die Überlegungen verliefen allerdings im Sand..
Auf sportlichem Sektor bestand eine der wichtigsten Aufgaben darin, die erfolgreiche A-Jugend in den Aktivenkader einzubauen. In die Mannschaft mussten jedoch nicht nur Spieler verschiedensten Alters integriert werden. Nein, damals spielten etliche Fußballer von auswärts für den SVE. Einer dieser "Legionäre" war Helmar Wenzel. Der bei seinen Sportskollegen sehr beliebte Villinger starb am 6. Oktober 1974 bei einem Verkehrsunfall bei der Wutachmühle.
Schritt für Schritt gelang es, das Leistungsniveau der Mannschaft wieder zu steigern. Vorbei die Jahre, in der die Kicker des SVE eine Niederlage nach der anderen kassierten. Vorbei die Zeit, in der Platzkassierer Günter Huber gerade sieben Zuschauer zählen konnte und er in Absprache mit Vereinsboss Max Burger diesen Treuesten der Treuen das Eintrittsgeld wieder zurückgab. Trotz des Ärgers und der angespannten Situation wurde das 25-jährige Bestehen des SVE mit einem geradezu üppigen Programm gefeiert. Vom 27. bis 30. Juni 1975 dauerte das Fest mit Festbankett, Festgottesdienst, Turnieren und Tanz. Übrigens: Im Einlagespiel stand der Sportverein Ewattingen damals wie auch beim jetzigen Jubiläum dem FV Donaueschingen gegenüber.
Hoffentlich bleibt dies die einzige Parallele, denn die Blau-Weißen verloren 2:13. Auch das Wetter zeigt im Jahr 2000 hoffentlich sein freundlicheres Gesicht. Damals begann es am Freitag exakt eine Stunde vor Beginn des Festbanketts sintflutartig zu regnen. Regelrechte Bäche zogen sich ins Festzelt und sorgten für ein schlammiges Geläuf. Der guten Stimmung tat dieses Unwetter allerdings keinen Abbruch. Vielleicht sorgte dieses überaus gelungene Jubiläum für eine gewisse Initialzündung, denn es ging, wenn auch langsam, sportlich wieder aufwärts. Dabei schien es, als hätten die Ewattinger Kicker den achten Tabellenplatz abonniert. Von 1974 bis 1978 landeten sie immer auf diesem. Dann folgte ein erneuter Leistungsschub. Ähnlich wie 1958/59 spielte wiederum ein äußerst starker Jahrgang der A-Jugendlichen eine entscheidende Rolle. Spieler wie Roland Baumgärtner, Georg Rothmund oder Harald Adelbrecht, Peter Stellmach und Arnold Zimmermann erwiesen sich schon im ersten Jahr als Verstärkung. 1978/1979 (Absoluter Höhepunkt der 3:2 Heimsieg gegen den SSC Donaueschingen, der zuvor alle 14 Spiele gewonnen hatte) und 1979/80 rangierte der SVE beide Male auf Platz vier. Auch auf konstitutioneller Ebene wurden die Weichen gestellt. 1976 entschloss man sich, den SVE ins Vereinsregister eintragen zu lassen.
30 Jahre Sportverein Ewattingen
Damit fand ein Jahrzehnt einen ordentlichen Abschluss, das den SVE nicht nur einmal an den Rand des Abgrunds führte. Die Erfolge der Jugendmannschaften und eine junge Aktivenelf ließen optimistischer in die Zukunft blicken. Der Integrationskraft und dem Engagement einer Reihe von Persönlichkeiten, an erster Stelle muss hier noch einmal Max Burger genannt werden, war es zu verdanken, dass der Ewattinger Sportverein nicht von der Fußballlandkarte verschwand.
Die 80er Jahre
Das Jahrzehnt der Erfolge
In der ersten Saison des neuen Jahrzehnts wurde der SVE Vizemeister. Sollte es jetzt in naher Zukunft gar mit der Meisterschaft klappen? Hoffnungsfroh starteten die Blau-Weißen in die nächste Runde. Leider erfüllten sich die hochgesteckten Erwartungen nicht.
Ein - die Zeiten hatten sich geändert - enttäuschender fünfter Rang sprang am Ende heraus.
Der neue Sportplatz
Dafür freuten sich die Spieler und Verantwortlichen über das neue Sportgelände. Mit schöner Regelmäßigkeit traten in all den Jahren Diskussionen über den geeignetsten Standort eines zweiten Spielfeldes auf. Mal plädierte eine Mehrheit für den "Alten Schützenstand", mal hieß der Favorit "Auf Breite". Aus heutiger Sicht kann man ruhigen Gewissens von einer glücklichen Fügung sprechen, dass diese Pläne nie realisiert wurden. Als Mann der Tat erwies sich bei der Sportplatzfrage der damalige Vorsitzende Richard Schuler. Er verhandelte mit den Grundstückseigentümern "Auf Eck" und dabei gelang es ihm, ein geeignetes Areal zu erwerben. Doch dies war nur der erste Schritt, viele weitere sollten noch folgen. Die Voraussetzungen waren klar: Mit möglichst geringen finanziellen Mitteln sollte ein möglichst guter Sportplatz geschaffen werden. Das wiederum bedingte die Fleißarbeit vieler Hände. Wochenlang robbten die Mitglieder auf Knien über die schier endlose Fläche und sammelten die Steine in ihren Körbe ein. Es schien so, als würde das steinige Areal ständig neue Brocken ans Tageslicht fördern.
Nach dieser Sisyphusarbeit - im Gegensatz zur Gestalt der griechischen Mythologie waren die Mühen für den SVE alles anderen als vergebens - folgte die Einebnung des Geländes. Dabei griff man auf ein "Modell Eigenbau" zurück. Mit einem Traktor und Baustahlmatten im Schlepptau, auf die sich einige (schwergewichtige) Männer stellten, wurde Runde um Runde gezogen, bis das bloße Auge kaum noch Unebenheiten wahrnahm. Und das Ergebnis kann sich in der Tat sehen lassen. Mit bescheidenem pekuniärem Aufwand wurde ein strapazierfähiger und qualitativ hochwertiger Fußballplatz geschaffen, dessen Lage dem Zuschauer von oben herab einen Überblick gewährt, der zweifelsohne mit einem Stadion vergleichbar ist. Keine Frage, dass ein solch gelungenes Projekt gebührend gefeiert werden muss.
Das tat der SVE. Vom 3. bis 6. Juli 1981 dauerte die Sportplatzeinweihung. Neben den gut besuchten Tanzveranstaltungen lockte besonders das Einlagespiel der ersten Mannschaft gegen Weizen die Zuschauer an. Der FC Weizen als A-Klassen-Vertreter (heute Bezirksliga) war damals das Maß der Dinge in der Region. Ganz offensichtlich motivierte das neue Geläuf die Blau-Weißen, denn sie fegten den Gegner mit 4:1 förmlich vom Platz. Naserümpfen bei den Zaungästen rief das Verhalten der Weizener Spieler hervor. Als beim Stande von 1:0 ein Gästespieler des Feldes verwiesen wurde, marschierten alle seine Mannschaftskollegen hinterher. Erst nach einigen Minuten Unterbrechung wurde die Partie fortgesetzt.
Nur zwei Jahre später feierten die Blau-Weißen die Einweihung ihres neuen Vereinsheimes. In unzähligen ehrenamtlichen Stunden hatten sie auch dieses Großprojekt gemeinsam gestemmt. Mit dem neuen Sportplatz und dem Clubhaus wurde die Basis für eine kontunierliche und erfolgreiche Fortentwcklung gelegt. Zwei echte Meilensteine in der Geschichte des Vereins.
Aufstieg in die Kreisliga A (1982/83)
Gut Ding braucht eben Weile. Das zeigte sich nicht nur bei der Realisierung des Sportplatzes, das galt auch für den sportlichen Erfolg. Doch mit Beharrlichkeit, Einsatz und einem engagierten Spielertrainer Arnold Kech gelang im Spieljahr 1982/83 der ersehnte Aufstieg in die Kreisliga A. Mein Gott wurde da gefeiert. Im Schlepptau des Musikvereins zogen Spieler und Fans durch die Straßen Ewattingens.
Die Freude währte jedoch nur kurz. Nach einer Runde hieß es schon wieder: Kreisliga B. Keine Frage, dieser Abstieg war äußerst unglücklich, schließlich musste man den Gang nach unten lediglich aufgrund des schlechteren Torverhältnisses als 13. und damit Vorletzter antreten. Aber mehr noch als unglücklich war er unnötig. Das Leistungsniveau der Spieler hätte für den Klassenerhalt bei weitem ausreichen müssen. Allerdings fehlte es bisweilen an der - die Floskel sei erlaubt - richtigen Einstellung. Manch ein Samstagabend entsprach alles andere als dem Ideal einer gewissenhaften Vorbereitung auf das anstehende Spiel. Man denke nur an die entscheidende Partie gegen den SV Fützen. Dieses vorletzte Saisonspiel wurde 1:2 verloren, und es war mehr als offensichtlich, dass sich ein Gutteil der Mannschaft am Samstag recht lange im Festzelt in Mundelfingen den Freuden des Wochenendes hingegeben hatte. Wie in all den Jahren blieb der Mannschaft in Ewattingen weitgehend zusammen.
Die Spieler hatten den Schock des Abstiegs weitgehend verdaut. Mit einem dritten Platz beendeten sie die folgende Saison. Immer mehr hoffnungsvolle Talente drängten in den Aktivenkader. Im Sommer 1985 folgte dann der konsequente Schritt. Eine zweite Mannschaft wurde nach beinahe zwei Jahrzehnten der Abstinenz aus der Taufe gehoben. Gleich im ersten Jahr ihres Bestehens belegte sie einen guten Mittelfeldplatz. Bei der Ersten lief es noch besser. Sie verpasste unter Trainer Max Zimmermann als Vizemeister nur knapp den Aufstieg.
Insgesamt zehn Jahre lang trainierte Max Zimmermann die aktiven des SVE. Auch im Jugendbereich engagierte er sich. Vielen jungen Kickern brachte er das Einmaleins des Fußballs bei. Nach dieser Saison beendete er seine Trainerkarriere. Und noch einer hörte auf: Arnold Kech. Die meisten Ewattinger Fans konnten sich eine Mannschaft ohne den Libero gar nicht vorstellen. Doch nach über 20 Jahren Fußball hängte er die Kickschuhe an den Nagel. Die Vereinsverbundenheit blieb bei beiden bestehen. Sie übernahmen in der Folgezeit wichtige Ämter im Vorstand.
Erfolge am Fließband
In der ersten Mannschaft tummelten sich die Fußballer aus den drei erfolgreichsten Jugendmannschaften, die je für den SVE spielten. Dieser regelrechten Anhäufung fußballerischer Kompetenz sollte in den folgenden Jahren kaum ein Gegner gewachsen sein. Ein neuer Mann an der Bande sorgte zudem für gehörig Feuer: Friedhelm Glomsda hieß der engagierte Trainer aus Blumberg, der Max Zimmermann ablöste Über viele Jahre war Max Zimmermann als Spieler, Jugend- und Aktiventrainer für den Verein aktiv.
Der Coach, den alle alsbald nur noch "Männie" nannten, verstand es, harte Übungseinheiten mit einem ganz besonderen Draht zu den Spielern unter einen Hut zu bringen. Oder anders ausgedrückt: Dem ebenso berüchtigten wie schweißtreibenden Training am "Landesligabuckel" und den bis weit ins Dorf zu hörenden lautstarken Anweisungen folgten fast ausnahmslos ausgedehnte Stunden im Clubhaus. Die Erfolge blieben nicht lange aus. Gleich im Jahr Eins unter der Regie Friedhelm Glomsdas wurden beide Mannschaften Meister.
Bezirkspokal-Endspiel gegen den SV Obereschach
Doch damit nicht genug. Im Bezirkspokalwettbewerb stand man am sechsten Juni 1987 im Endspiel gegen den Bezirksliga-Aufsteiger aus Obereschach. Auf dem Weg dorthin bezwangen die Blau-Weißen die Bezirkliga-Vertreter DJK Villingen und FC Dauchingen. Es entwickelte sich eine hochklassige Partie in Unadingen. Erst im Elfmeterschießen musste sich der SVE geschlagen geben. Doch keiner der vielen Ewattinger Schlachtenbummler hatte sein Kommen bereut. In der Festschrift aus dem Jahre 1990 heißt es zum Leistungsniveau der Mannschaft: "Bei der damaligen Spiellaune gab es im Schwarzwald keinen Gegner für den SVE". Diese selbstbewusste Aussage sollte sich auch in den Turnieren als richtig erweisen.
Bei der Sportwoche in Weizen räumte der SVE beinahe regelmäßig den Siegesscheck von 500 Märkern ab. Noch regelmäßiger standen die Kicker in Dillendorf auf dem Siegespodest. Sage und schreibe sieben! Mal in Folge gewannen sie die dortige Veranstaltung. Auf der einen Seite verzweifelten die Dillendorfer Veranstalter um Vereinschef Oskar Hogg ob der eklatanten Überlegenheit des SVE. Schließlich wanderten die herrlichen Wanderpokale in der Mindestzeit von drei Jahren endgültig nach Ewattingen. Andererseits empfingen sie die
Ewattinger stets mit offenen Armen. Das hatte neben dem an sich guten Verhältnis zwischen beiden Clubs einen triftigen Grund: Die Ewattinger Fans strömten immer in Scharen nach Dillendorf. Und dies wirkte sich äußerst günstig auf die Umsatzzahlen aus.
Mit Optimismus wagte man sich an das neue Kapitel Kreisliga A. Trainer Glomsda prognostizierte der heimischen Presse einen kühnen Platz unter den ersten Fünf in die Schreibblöcke. Seine Spieler erwiesen sich als folgsame Schüler. Die erste Mannschaft wurde auf Anhieb Vizemeister. Im letzten Saisonspiel wurde Meister FC Löffingen in einer hochklassigen Partie mit 1:0 geschlagen. Die "Zweite" zeigte sich ebenfalls von ihrer starken Seite. Sie landete in der Endabrechnung auf dem vierten Rang. Das mit den Erfolgen schien dem Sportverein Ewattingen zu schmecken. Kontinuierlich wurde weiter gearbeitet. Nicht einmal der Druck eines Titelfavoriten - als solcher trat man die Saison 1988/89 an - wirkte sich leistungshemmend aus.
Aufstieg in die Bezirksliga
Ganz im Gegenteil. Die erste Mannschaft wurde souverän Meister und schaffte den Aufstieg in die Bezirksliga. Wer dieses Ereignis nur wenige Jahre zuvor vorausgesagt hätte, er wäre wohl zumindest als hoffnungsloser Optimist bezeichnet worden.
Zwei Dinge machten diesen Erfolg möglich: Zum einen formte Friedhelm Glomsda eine spielstarke Mannschaft, die nun schon seit drei Jahren ohne größere Veränderungen zusammen kickte. Zum andern verfügte sie über ein enormes fußballerisches Potential. Wohl nicht zu Unrecht gilt dieses Team als das beste, das jemals für den SVE auflief. Ein hoher Leistungsstandard auf breiter Front - so könnte man die damalige Situation beschreiben. Diese Einschätzung untermauerte auch und gerade die zweite Mannschaft. Immer wieder mussten aus ihren Reihen Spieler für die Erste abgestellt werden. Dennoch wurde sie Vizemeister. Da Meister Hinterzarten nicht aufsteigen konnte, gelang der Zweiten der Aufstieg in die Kreisliga A. Ein sensationelles Ergebnis.
Endlich in der Bezirksliga! Nicht jeder dachte so. Manch einer sah darin ein zu großes Wagnis. Sie glaubten, der SVE würde sich an diesem Brocken überheben. Ja es gab Stimmen, die für einen freiwilligen Aufstiegsverzicht votierten. Mannschaft, Trainer und an vorderster Front ein optimistischer Vereinsboss Max Burger sahen dies natürlich völlig anders. Und sie sollten recht behalten.
Das erste Jahr Bezirksoberhaus
Nach zwei unglücklichen Niederlagen zu Saisonbeginn ergatterte man trotz einer Verletzung von Torwart Benno Kuttruff und einem 1:3 Rückstand den ersten Punkt gegen den TuS Bräunlingen. Nur wenige Minuten vor Ende der Partie erzielte Conny Stritt ein Traumtor, als er einen Freistoßheber von Stefan Kech volley unter die Latte hämmerte. Dieser erste Punktgewinn wurde derart heftig gefeiert, dass Bräunlingens Trainer Wolfgang Kübler beinahe furchtvoll ausrief: "Mein Gott, wie wird das erst mal, wenn ihr gewinnt". Dies zu beobachten, hätte er alsbald Gelegenheit gehabt. Die Blau-Weißen etablierten sich im Vorderfeld der Tabelle. Spielerisch war man jeder Mannschaft zumindest ebenbürtig. Es lag wohl an der fehlenden Routine, dass es nicht zum ganz großen Coup reichte. Mit nur zwei Punkten Rückstand auf den zweiten Platz, der zu den Relegationsspielen für die Landesliga berechtigt hätte, wurde der SVE Vierter. Ohne Zweifel ein außergewöhnliches Resultat, doch im Nachhinein trauerten Spieler wie Trainer etlichen verschenkten Punkten nach. Eine Frage kursierte ebenfalls durch die Reihen des Vereins: Was wäre gewesen, wenn sich Libero Arnold Baumgärtner nicht schon am sechsten Spieltag einen Kreuz- und Innenbandriss zugezogen hätte? Hätte, wenn und aber - alles Makulatur. Tatsache ist dagegen, dass beide Mannschaften Woche für Woche den Zuschauern ausgezeichneten Fußball boten.
Erfolgreiches Jahrzehnt auch für die Jugend
Auch die Jugendmannschaften befanden sich in einem Leistungshoch. Es ist bemerkenswert, auf welch breiter Basis es einem kleinen Verein wie dem SVE gelang, seine Nachwuchsteams in vorderen Tabellenregionen zu platzieren. Titel von der D- bis zur A-Jugend wurden erreicht. Einer der Höhepunkte: In der Saison 1981/82 wurde die B-Jugend unter Trainer Max Zimmermann Meister, und dies mit einer Mannschaft, in der die Hälfte noch für die C-Jugend spielberechtigt gewesen wäre. Als einzige Jugendmannschaft in der Geschichte des SVE stieg sie in die Bezirksliga auf. Auch hier hielten die Kicker hervorragend mit und landeten am Ende auf einem guten fünften Platz.
Mädchenturnen
Die jungen Burschen waren also bestens versorgt. doch für die Mädchen fehlte ein Sportangebot. Diese Lücke sollte sich Mitte der 80er Jahre schließen. Dank Andrea Kipnik und Claudia Kech. Sie hoben das Mädchenturnen aus der Taufe. Einmal pro Woche gestalteten sie für die sechs bis zehnjährigen Mädels in der Wutachhalle ein Programm, das diesen ganz offensichtlich großen Spaß bereitete. Die Teilnehmerzahl stieg und seither hat das Mädchenturnen seinen festen Platz im Terminkalender des Vereins. Ein Jahrzehnt lang betreute Andrea Kipnik diese Einrichtung. 1995 übergaben sie das Zepter an Luzia Kuttruff und Martina Riester. Auf bis zu 30 Mädchen, eingeteilt in zwei Gruppen, wuchs die Turnerschar an. Im Jahr 2000 übernahmen Barbara Elbers und Waltraud Trenz die Regie.
Jubiläum zum 40-jährigen Bestehen
Eine solche Erfolgssträhne musste gebührend gefeiert werden. Den Anlass lieferte zudem der Kalender. 40 Jahre alt wurde der Verein 1990. Ein Festbankett am 16. Juni bildete den Auftakt für die Festivitäten. Dabei erhielt Vorsitzender Max Burger die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg für seine ehrenamtlichen Verdienste (siehe auch Porträt). Viele ehemalige Spieler gaben sich ein Stelldichein in der Wutachhalle. Es wurde ein langes Wiedersehen bis in den frühen Morgen. Eine Woche später ging die Geburtstagsfeier weiter. von Freitag bis Montag bot der SVE den Gästen ein breitgefächertes Programm. Das sonntägliche Pokalturnier gewann der SV Mundelfingen. Beim Einlagespiel erwies sich der FC Pfullendorf mehr als eine Nummer zu groß. Die mit dem ehemaligen Bayernprofi und Nationalspieler angetretenen Gäste hielten sich beim 1:5 gnädig zurück. Den Ehrentreffer erzielte Stefan Kech in der 80. Minute. Die Leistung der Blau-Weißen litt auch unter dem allzu intensiven Alkoholgenuss in der Nacht zuvor.
Eine Personalie sei noch erwähnt für dieses ausgehende Jahrzehnt. Bei der Generalversammlung 1990 wurde Roland Baumgärtner als zweiter Vorsitzender auf die Kommandobrücke des Vereins gewählt. Eine Entscheidung, die sich als langfristiger Glücksgriff erweisen sollte.
40 Jahre Sportverein Ewattingen
Die Jahre zwischen 1980 und 1990 waren die "goldene Ära" in der Geschichte des Sportverein Ewattingen. Ein neuer Sportplatz, ein Clubhaus und erfolgreiche Mannschaften - das alles sorgte für ein kollektives "Wolke-Sieben-Gefühl".
Die 90er Jahre
Das Jahrzehnt zwischen Bezirksliga-Spitze und Kreisliga
Nach Jahren des steten Aufschwungs musste irgendwann einmal eine Zäsur folgen. Die Saison 1990/91 kann dahingehend als gewisser Einschnitt gewertet werden. Viele Verletzungen und manch ein Abgang, darunter jener von Torjäger Georg Rothmund, mussten kompensiert werden.
Dies gelang nur teilweise. Am Ende rangierte der SVE auf dem zehnten Platz. Die zweite Mannschaft litt doppelt unter der dünnen Spielerdecke. Aus ihren Reihen wurden viele Kicker für die "Erste" rekrutiert. Sie landete auf dem 16. Platz.
Friedhelm Glomsda geht
Es war dies die letzte Saison von Trainer "Männi" Glomsda. Fünf Jahre dauerte diese "Ehe" zwischen ihm und dem Sportverein Ewattingen. In dieser Zeit mischte man gemeinsam die heimische Fußballwelt gehörig auf. Manni war ein ausgewiesener Fachmann in Sachen Fußball, der seine Spieler im Training und beim Spiel dirigierte. Aber da war schon noch einiges mehr: Er traf den Nerv der Mannschaft. Die fünfjährige Zusammenarbeit erwies sich als echter Glücksfall für den Verein. Er war ein Disziplin fordernder und auch harter Trainer. Doch schon kurz nach einer Partie wurde er zum guten Kumpel, mit dem die Spieler über ihre Fußballwelt (und nicht nur die) sprechen konnten. Und feiern konnte er wie kaum ein anderer.
Max Burger beendet seine Ära
Am ersten März 1991 ging noch eine ganz große Ära zu Ende. Bei der Generalversammlung im "Hirschen" trat Max Burger von seinem Amt als erster Vorsitzender zurück. Da kein Nachfolger gefunden werden konnte, übernahm Roland Baumgärtner als Stellvertreter kommissarisch den Chefsessel. Acht Jahre sollte er auf diesem verbringen. Baumgärtner führte den Verein souverän in der Sache, kollegial im Stil. Kontinuierlich setzte er die Arbeit seiner Vorgänger fort; gedanklich immer an Verbesserungsansätzen arbeitend. Mit zwei Projekten in seiner Ägide sollte ihm dies auch gelingen. Zum einen wurde auf der dem Clubhaus gegenüber liegenden Seite des Sportplatzes die Bandenwerbung eingerichtet. Zum andern schreinerten die Mitglieder des SVE 1997 eine schmucke Festhütte, die während der Sommermonate neben dem Vereinsheim thront.
Auf die Regentschaft von Friedhelm Glomsda folgte Kurt Walther. Der Mann aus Stühlingen trainierte zuvor die A-Jugend von Schaffhausen Nach gutem Start sackte der SVE immer weiter in hintere Tabellenregionen. Der Klassenerhalt stand auf des Messers Schneide. Am Ende wurde die erste Mannschaft 13. und war damit Viertletzter. Nur dem glücklichen Umstand von lediglich drei Absteigern war es zu verdanken, dass die Blau-Weißen im Bezirksoberhaus bleiben durften. Die zweite Mannschaft tat es der Ersten gleich und rangierte ebenfalls auf Platz 13.
Neue Saison, neues Glück, dachte man beim SVE. Doch mit nur zwölf Punkten erlebte man an Weihnachten im Tabellenkeller eine alles andere als schöne Bescherung. Das Wort "Kreisliga" stieg mehr als deutlich am Horizont auf. Doch die Blau-Weißen schafften die Wende. Die Rückrunde schloss man als zweitbestes Team ab und rückte mit dieser hervorragenden Leistung noch auf den siebten Rang vor. Die zweite Mannschaft belegte den 10. Rang.
Volleyball
Im Jahr 1993 sollte sich das sportliche Angebot unter dem Dach des SVE noch einmal erweitern. Bei der Generalversammlung im Clubhaus stellte Michael Faller den Antrag, die 1989 gegründete Volleyballmannschaft in den Verein aufzunehmen. Die Mitglieder votierten einstimmig dafür. Schon in den Jahren zuvor entwickelte sich die Volleyballgruppe zu einer festen Abteilung. Bereits 1990 nahm sie zum ersten Mal an der Hobby-Runde im Bezirk Schwarzwald teil. Der Andrang war derart groß, dass nur ein Jahr später Trainingsabende für Jugendliche eingeführt wurden. 1992 feierte schließlich das Dreikönigsturnier seine Premiere. Mittlerweile hat sich die Abteilung leider aufgelöst.
Die Sensations-Runde 1993/94
Zurück zum Fußball. Trainer Walther verließ nach zwei Jahren den SVE. Der neue Mann an der Bande hieß Reinhard Lickert. Lickert übernahm eine intakte Mannschaft. Auch die Größe des Kaders fiel für Ewattinger, nicht für Bezirksligaverhältnisse, recht ordentlich aus. Das Team erwischte einen gelungenen Saisonauftakt. Dieser sorgte für das nötige Selbstbewusstsein, denn die Blau-Weißen steigerten sich im weiteren Verlauf mehr und mehr. Etwaigen Abstiegssorgen entledigte man sich weitgehend bereits zur Winterpause, als man sich mit 17:11 Punkten im vorderen Drittel der Tabelle festsetzte.
In der Rückrunde knüpften die Fußballer nahtlos an die bisherigen starken Leistungen an. In der Tabelle kletterte der SVE immer weiter nach oben. Sollte gar noch mehr möglich sein? Zwar war Spitzenreiter TuS Immendingen schon etliche Punkte enteilt, aber im direkten Vergleich hatten die Ewattinger noch die Chance, heranzurücken. Es blieb allerdings ein unerfüllter Wunsch. Mit 5:0 gewannen die Immendinger deutlich. Die Meisterschaft war dadurch zwar endgültig tabu, doch der zweite Platz und die damit einhergehenden Aufstiegsspiele lockten. Und siehe da, dieser wohl größte Erfolg in der Vereinsgeschichte des SVE wurde erreicht. Die Mannschaft wurde Vizemeister. Besonders auf heimischem Terrain war man eine Macht. Bei 25:5 Punkten gelang es keinem Gegner, in Ewattingen "Auf Eck" einen sieg zu landen.
Relegationsspiel zur Landesliga in Engen
Auf dem Boden bleiben, nicht in Euphorie verfallen, lautete die Devise vor dem Kräftemessen mit dem VfR Engen, dem Zweitplatzierten der Bezirksliga Bodensee. Mit Fahnen, Trommeln, Hupen und Trompeten zog am 5. Juni 1994 die blau-weiße Fankarawane unüberhörbar zum ersten Relegationsspiel in Engen ein. Die Gastgeber spielten zunächst überlegen und drängten den SVE über weite Strecken in die eigene Hälfte. Das 1:0 in der 38. Minute war verdient. Doch unmittelbar vor dem Pausenpfiff schlug Gerhard (Flex) Baumgärtner zu. Sein Flachschuss zischte in der 45. Minute zum 1:1 Ausgleich in die Maschen. Nach der Pause erwischte Engen erneut den besseren Start und ging in der 68. Minute wieder in Führung. Bei diesem 2:1 blieb es bis zum Schlusspfiff. Mit diesem Ergebnis konnten Mannschaft und Fans gut leben. Die Chancen auf den großen Wurf blieben gewahrt.
Das entscheidende Rückspiel im Stadion "Auf Eck" sollte zu dem Großereignis schlechthin werden. Noch nie dürften so viele Zuschauer einem Spiel in Ewattingen zugeschaut haben als an diesem 12. Juni 1994. Etwa 1400 aus der gesamten Region waren es, die dieser spannenden Begegnung beiwohnten. Das Drumherum war mit Bierzelt und Würstchenständen perfekt organisiert. Der SVE begann furios. Im Minutentakt erspielte sich die Mannschaft Chance um Chance. Doch das Runde wollte einfach nicht ins Eckige. Dann, in der 26. Minute, folgte eine Szene, die viele für spielentscheidend hielten: Der Schiedsrichter zeigte Arnold Baumgärtner nach einem Allerweltsfoul die Ampelkarte In der 44. Minute erzielte der VfR Engen die Führung. In der zweiten Halbzeit schwanden die Kräfte zusehends bei den Gastgebern. Angetrieben von den Fans gingen sie bis an die Leistungsgrenze, doch in der 66. Minute folgte der nächste Nackenschlag. Detlef Bodenseh humpelte mit einer schweren Zerrung vom Platz, den er erst vier Minuten zuvor betreten hatte. Da der SVE bereits zweimal ausgewechselt hatte, musste man eine knappe halbe Stunde mit neun Mann weiterspielen. Damit war das Team überfordert. Das 0:2 entschied die Partie. Der unermüdliche Einsatz der Blau-Weißen wurde noch mit dem 1:2 Anschlusstreffer durch Dieter Vetter belohnt. Den Aufstieg hatte man verpasst, aber in Erinnerung wird eine blitzsaubere Saison 19994/95 bleiben.
Die Saison der Katastrophen
Saison 1995/96: Würde es nicht der Chronistenpflicht widersprechen, so müsste man dieses Jahr aus Sicht des Sportverein Ewattingen mit dem Mantel des Schweigens belegen. Als Löwe gesprungen, als Bettvorleger gelandet. Auf diesen Sinnspruch lassen sich diese Monate zusammenfassen. Oder korrekter: Als Vizemeister gestartet und am Ende in der Kreisliga A gelandet. Wohl selten hätte ein Abstieg leichter verhindert werden können als in dieser Runde. Einige Spieler resignierten zu schnell, denn am Ende mussten nur zwei Mannschaften (neben dem SVE noch der FC Pfohren) absteigen.
Sei's drum, der SVE wurde Letzter und kickte wieder auf Kreisebene. Nach sechs Jahren schloss sich damit das Kapitel "Bezirksliga". Die "Zweite" marschierte brav mit; als Zwangsabsteiger und 15. der Tabelle stieg sie aus doppeltem Grund in die Kreisliga B ab. Viele befürchteten einen endgültigen Abschied vom Bezirksoberhaus. Einige Pessimisten malten gar das Horrorszenario eines negativen Durchmarsches in die Kreisliga B in düsteren Farben an die Wand. Doch hier zeigte sich wieder einmal eine Stärke des SVE, die in all den Jahren als Basis für die vielen Erfolge diente: Die enge Verbundenheit der Spieler zum Verein. Keiner verließ den Club.
Neuer Trainer: Karl-Heinz Keßler löst Reinhard Lickert ab
Mit einem neuen Trainer, Karl-Heinz Kessler löste Reinhard Lickert ab, startete der SVE in die Saison 1996/97. Von wegen durchgereicht werden. Die Erfahrung der Bezirksliga-Ära sollte sich als gewichtiges Plus erweisen. Von Beginn an spielten die Ewattinger vorn mit. Im Verlauf der Saison kristallisierte sich mit dem SV Saig, dem TuS Bonndorf und den Blau-Weißen ein Spitzentrio heraus, das die Vergabe der Meisterschaft unzweideutig unter sich ausmachen würde. Für interessierte Beobachter hatte es zuweilen den Anschein, dass sich Bonndorf und Ewattingen in guter nachbarschaftlicher Rivalität zu sehr auf dieses Duell konzentrierten, zumal Reinhard Lickert nach seinem Abschied aus Ewattingen beim TuS anheuerte. Dabei verloren sie ganz offensichtlich den SV Saig aus dem Blickfeld, denn dieser schlich sich peu á peu nach vorn. Bis die Hochschwarzwälder schließlich bereits zwei Runden vor Saisonende als Titelträger feststanden.
An diesem Spieltag hieß es "High noon im Waldstadion Bonndorf". Der direkte Vergleich sollte über die Vizemeisterschaft entscheiden. Ewattingen musste gewinnen, lag man doch mit einem Zähler hinter den Bonndorfern. Keiner konnte damals ahnen, dass sich ein Saisonfinale entwickeln sollte, an dem selbst Altmeister Alfred Hitchcock seine liebe Freude gehabt hätte. Dabei rettete ausgerechnet der ehemalige Trainer Lickert, nun im schwarz-roten Dress der Bonndorfer, einen Schuss auf der Linie. Allerdings nahm er dabei eindeutig die Hand zu Hilfe. Sämtliche Zuschauer und Spieler sahen dies; der Schiri leider nicht. Damit schien die Sache gelaufen.
Der TuS Bonndorf stand mit mehr als einem Bein in den Aufstiegsspielen, schließlich ging es im letzten Rundenspiel gegen den SV Titisee, der jenseits von Gut und Böse im Mittelfeld der Tabelle rangierte. Jeder dachte so - und jeder lag mit dieser Prognose falsch. Der SVE spielte zum Saisonfinale daheim gegen den SV St. Blasien. Allerdings liefen während dieser Partie das Telefon im Clubhaus und die Handys der Zuschauer heiß. Ständig informierte man sich trotz der vordergründig hoffungslosen Situation über den Spielstand in Titisee. Um 17.45 Uhr dann das Ende. Der SVE hatte gegen St. Blasien 5:1 gewonnen. Dann die unglaubliche Nachricht aus Lenzkirch: Der TuS Bonndorf hat verloren. Wieder einmal hatten die Spieler aus dem "Sonnenschalen-Städtchen" das Nachsehen gegenüber dem SVE. Ein Zustand, der seit nunmehr einem Jahrzehnt fester Bestandteil der heimischen Fußballwelt war.
Relegationsspiele zur Bezirksliga gegen den FC Bad Dürrheim
In den Aufstiegsspielen hieß der Gegner FC Bad Dürrheim. Die Geschichte des Hinspiels ist schnell erzählt. Die Blau-Weißen verschliefen diese Begegnung. Die Zuschauer sahen weite Strecken eine enttäuschende Partie, die der SVE mit 0:1 verlor. Ganz anders das Rückspiel in Bad Dürrheim. Die Elf von Karl-Heinz Kessler war nicht wieder zu erkennen. Dennoch ging Bad Dürrheim in der zehnten Minute überraschend in Führung. Nur zwei Minuten vor dem Pausenpfiff gelang dem reaktivierten Routinier Georg "Schorsch" Rothmund der Ausgleich. In der zweiten Hälfte verstärkte der SVE den Druck immer mehr, und in der 75. Minute erzielte Christian Micheluzzi das 2:1 Bei diesem Ergebnis blieb es nach 90. Minuten und auch nach der Verlängerung. Das Elfmeterschießen musste die Entscheidung bringen. Und hier bewiesen die Salinenstädter die besseren Nerven.
Nun stand für den SVE noch das Bezirkspokalendspiel gegen den SV Grafenhausen an. Bei hochsommerlichen Temperaturen in Rötenbach hieß der Gegner SV Grafenhausen. Die Hochschwarzwälder setzten sich knapp mit 2:1 durch. Fred Schmidt erzielte den Anschlusstreffer in der 86. Minute.
Trotz dieser beiden unglücklichen Niederlagen hielt sich die Trauer in Ewattingen in Grenzen. Ganz im Gegenteil: Die Freude über eine ganz ausgezeichnete Saison überwog eindeutig. Die zweite Spielrunde unter Trainer Karl-Heinz Keßler sollte noch erfolgreicher werden. Das bedeutete? Richtig, Wiederaufstieg in die Bezirksliga. Ein echtes Bravourstück der Mannschaft, die frei von irgendwelchem Druck beeindruckend aufspielte.
Die Jugendabteilung knüpfte nach längerer Durststrecke wieder an erfolgreichere Zeiten an. Elf Jahre nach dem letzten Titel für eine Nachwuchself holte die A-Jugend in der Herbstrunde 1995/96 einen Meistertitel nach Ewattingen. Der Trainer hieß beide Male Harald Adelbrecht.
Trainerfrage wird gestellt
Endlich wieder im Bezirksoberhaus. Das Ziel, nach dem Abstieg vor zwei Jahren in weitester Ferne geglaubt, wurde überzeugend erreicht. Friede, Freude, Schulterklopfen in Ewattingen? Mitnichten! Trotz seiner erfolgreichen Bilanz war Trainer Keßler bei Teilen der Mannschaft nicht unumstritten. Soll der bisherige Trainer in der kommenden Spielzeit weiterhin an der Bande stehen, oder soll ein neuer Mann seinen Platz einnehmen? Diese Frage wurde intensiv debattiert. Vorsitzender Roland Baumgärtner überließ diese Entscheidung den Spielern Die Aktiven votierten gegen eine weitere Zusammenarbeit mit Karl-Heinz Keßler. Die Wege von Verein und Trainer trennten sich und letzterer konnte seine Enttäuschung nicht verhehlen, wie sich in einem Zeitungsinterview deutlich herauslesen ließ. Allerdings betonte er gleichzeitig, nicht im Groll zu scheiden. "Es war eine schöne Zeit in Ewattingen und eine erfolgreiche dazu", lautete sein abschließendes Resümee.
Der neue Mann an der Bande: Heinz-Jürgen Koulmann
Im Zwei-Jahre-Rhythmus ging es also wieder an die Trainersuche. In Blumberg wurden die Verantwortlichen des SVE fündig. Heinz-Jürgen Koulmann nahm das Zepter in die Hand. Und siehe da, die Spielerdecke wurde erneut fülliger. Wieder stießen drei Jugendspieler in den Aktivenkader. Das Ziel hieß Klassenerhalt, darüber hinausgehende Gedankenspiele existierten kaum. Der Klassenerhalt konnte eine Woche vor Toresschluss unter Dach und Fach gebracht werden. Platz elf hieß es am Ende.
Ein ordentlicher Einstand des neuen Trainers. Gemäß dem Motto "Stillstand ist Rückschritt" richtete Heinz-Jürgen Koulmann seine Blicke begehrlich in höhere Regionen. "Zumindest ein einstelliger Tabellenplatz soll es werden", meinte er im Vorfeld selbstbewusst. Es kam - wie so oft - ganz anders. Der SVE spielte eine der schlechtesten Vorrunden überhaupt. Mit zwölf Punkten war man bis dato Vorletzter. Als nach der Winterpause selbst gegen das abgeschlagene Schlusslicht DJK Villingen II verloren wurde, hätte wohl nicht einmal mehr ein wettverrückter Brite einen Penny auf den SVE gesetzt. Doch wieder einmal bewiesen die Spieler "Münchhausen-Qualitäten". Sie zogen sich am eigenen Schopf aus dem fußballerischen Sumpf. Am letzten Spieltag reiste der bereits als Absteiger feststehende SV Grafenhausen an. Aus eigener Kraft konnten die Blau-Weißen den Gang in die Kreisliga A nicht mehr verhindern. Sie waren auf Schützenhilfe angewiesen. Eine solche gab es an diesem Samstag reichlich. Der Spieltag verlief derart positiv-kurios, dass der SVE nach seinem glanzvollen 7:2 Sieg noch auf den zehnten Rang geradezu emporschoss.
Die Saison ins neue Jahrtausend
Erneut tummelten sich in der Bezirksliga 17 Teams. Damit war klar, dass es wieder bis zu fünf Absteiger geben wird. Bei dieser Konstellation konnte das Ziel nur Klassenerhalt lauten. Mit kleinem Kader gingen die Blau-Weißen an diese große Aufgabe. Bis zum letzten Spieltag musste um den Klassenerhalt gebangt werden. Im Heimspiel gegen den FC Unterkirnach musste mindestens ein Punkt ergattert werden. Und dabei stand ein neuer Mann am Spielfeldrand. Hans-Joachim Käfer, eigentlich erst für die kommende Saison engagiert, sprang für den im Urlaub weilenden Heinz-Jürgen Koulmann spontan ein. Die hervorragend eingestellte Mannschaft lieferte eines der besten Saisonspiele und gewann mit 3:0. Ein toller und wichtiger Abschluss, denn auf ein Geschenk in Form eines Abstiegs konnte zum 50. Geburtstag getrost verzichtet werden.
50 Jahre Sportverein Ewattingen
Es war ein wellenartiges Jahrzehnt, dieses letzte vor dem Jahrtausendwechsel. Doch entgegen der Prognosen etlicher "Schwarzmaler" spielte sich der SVE nicht ins Tal der Tränen. Ganz im Gegenteil: Die Erfolgsmomente überwogen mehr als deutlich. Bezirkspokalendspiel, beinahe der Aufstieg in die Landesliga und zwei Meisterschaften sprechen für sich.
2000 bis 2010
Das Jahrzehnt der „Generation Wahnsinn“
Das Jubiläum anlässlich des 50. Geburtstages durfte der SV Ewattingen noch als Bezirksligist feiern, doch dann setzte eine sportliche Talfahrt ein. In der ersten Saison des neuen Jahrtausends stiegen die Blau-Weißen in die Kreisliga ab. Trainer Joachim Käfer versuchte alles, stellte Stammtorhüter Markus Huber sogar als Angreifer auf, um die notorische Sturmflaute auszuhebeln, doch es sollte nicht sein. Mit der Roten Laterne in der Hand ging es wie gesagt eine Etage tiefer.
Und auch dort tat sich der SVE schwer. Richtig schwer sogar. Die erste Mannschaft hatte das Siegen verlernt, was auch an einigen personellen Abgängen lag. Es drohte der Durchmarsch nach unten in die Kreisliga B. Der Tiefpunkt war schließlich die 1:7-Klatsche gegen Türkgücü Bräunlingen auf eigenem Platz. Unmittelbar nach dem Schlusspfiff erklärte Trainer Käfer in einem Vier-Augen-Gespräch mit dem Vorsitzenden Stefan Kech noch auf dem Spielfeld seinen Rücktritt. Er begründete diesen Schritt unter anderem damit, sich von einer Mannschaftssitzung ohne ihn hintergangen zu fühlen.
In einer Sitzung debattierte ein kleiner Kreis im Gasthaus „Burg“ über den künftigen Weg und damit in erster Linie über einen Nachfolger auf dem Trainersessel. Die beiden Veteranen Arnold Baumgärtner und Georg Vetter erklärten sich schließlich bereit, bis auf Weiteres als Interimslösung einzuspringen. In den verbliebenen drei Spielen konnte man einen deutlichen Aufwärtstrend erkennen, allerdings überwinterten die Ewattinger Kicker mit nur acht Punkten deutlich abgeschlagen auf dem letzten Platz.
Eigentlich konnte nur ein Wunder helfen. Oder eine Legende. Und eine solche rief Stefan Kech eines späten Abends um 22 Uhr an. Am anderen Ende meldete sich ein überraschter Friedhelm Glomsda, jener „Männi“ also, der den SVE Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre zu seinen größten Erfolgen führte. „Wir brauchen dich!“, stellte Kech unmissverständlich klar, und siehe da: Glomsda erhörte den Ruf und antwortete sofort: „Stefan, ich mach’s!“
Friedhelm Glomsda kehrt zurück
Und wie er es machte, denn Friedhelm Glomsda hauchte dem Team wieder Leben ein, indem er es in jeder Trainingseinheit ordentlich scheuchte. „Fußball ist ein Laufspiel“, lautete das Mantra des Trainers. Der SVE eilte plötzlich von Sieg zu Sieg, und was kaum noch einer für möglich gehalten hatte, wurde tatsächlich wahr. Mir der besten Rückrunde aller Mannschaften überhaupt erspielten sich die Ewattinger ein „Endspiel“ am Saisonfinale gegen den FC Hüfingen, das noch einmal Dramatik pur lieferte. Erst der zweite verwandelte Foulelfmeter durch Kapitän Alex Färber in der 97! Minute stellte den 2:1-Sieg und damit den Verbleib in der Kreisliga A sicher. Damit erwarb sich „Männi“ nun endgültig und gleich doppelten Heldenstatus.
Im Sommer 2003 zog sich Friedhelm Glomsda dann wieder in den verdienten Ruhestand zurück, doch um es gleich an dieser Stelle vorweg zu nehmen: Er sollte noch einmal zurückkehren.
Doch zunächst übernahm mit Harald Adelbrecht eine weitere Vereinskoryphäe die sportliche Kommandobrücke. Nach seiner aktiven Karriere als Mittelfeldstratege beim SVE hatte Adelbrecht mit Erfolg die Trainerlaufbahn eingeschlagen, ehe er bei den Blau-Weißen anheuerte. Dabei musste er allerdings zunächst einen eigens gefassten Grundsatz über Bord werfen: „Der SV Ewattingen ist für mich Heimat, da will ich mir den Stress eines Trainerdaseins nicht antun.“ Nach langem Weben ließ sich Harald dann doch überzeugen, in Ewattingen anzuheuern. Es sollten vier gute und ereignisreiche Jahre werden.
Der neue Mann an der Seitenlinie kannte etliche Spieler der Aktiven bereits aus der Jugendzeit, denn1985 und 1996 führte er die jeweiligen A-Junioren zur Meisterschaft. Allerdings konnte er noch nicht ahnen, welche Achterbahnfahrten auf ihn zukommen sollten. Dabei verfestigte sich bei der Mannschaft ein sonderbares Verhaltensmuster: Hinrunde flop, Rückrunde top. Meistens, zumindest. Manchmal war es auch genau umgekehrt. Es gelang dem Team einfach nie, über eine komplette Saison das durchaus vorhandene Potenzial abzurufen.
Diese Wankelmütigkeit brachte der Riege den Namen „Generation Wahnsinn“ ein. Dieses Prädikat verdiente sie sich ganz besonders in Adelbrechts letzter Saison als Übungsleiter 2006/2007. Der SVE überwinterte wieder einmal ganz weit hinten, und er kündigte seinen Abschied nach dieser Runde an. Die Mannschaft schwor sich, ihren Trainer auf keinen Fall mit einem Abstieg zu verabschieden. Nach einer Niederlage zum Rückrundenstart blieb die Mannschaft dann aber 1000 Minuten ungeschlagen und rettete sich immerhin in die Relegation.
Hier traf man auf das Team Neuhausen ob Eck. Nach dem tristen Remis zu Hause reiste ein Bus mit Spielern und Fans zum entscheidenden Rückspiel. Und dieser 17. Juni 2007 sollte als das spektakulärste Saisonfinale in die Vereinsgeschichte eingehen. 3:0 führte der SVE, am Ende stand ein 3:2-Erfolg. Doch der Sieg sollte sich nur auszahlen, wenn im Abstiegsspiel der Landesliga der FC 08 Villingen II gegen Stockach gewinnen sollte. 1:3 lagen die Nullachter hinten und gewannen dennoch. Doch auf dieses freudige Ergebnis mussten die Ewattinger noch 30 Minuten nach ihrem Sieg warten. Dann brachen allerdings alle Dämme. Die Party konnte beginnen.
In Neuhausen schaute sich auch ein Mann aus Blumberg dieses außergewöhnliche Ereignis an -- Dieter Koulmann. Diesen hatten die Ewattinger bereits als Nachfolger für Harald Adelbrecht verpflichtet. Koulmann war kein unbeschriebenes Blatt in Ewattingen, man kannte den virtuosen Freistoßkünstler des TuS Blumberg aus früheren Spielen als Schlitzohr auf und Kumpeltyp neben dem Platz. Zunächst lief es richtig gut, der SVE präsentierte sich sogar als echte Offensivkraft. Die erste Saison unter Koulmann auf einem einstelligen Platz, doch die Spielzeit 2008/09 sollte eine schicksalshafte werden. Leider ohne Happy End. Als Viertletzter musste man erneut in die Relegation, dieses Mal hieß der Gegner FC Schonach. Schon nach einer Viertelstunde lag der SVE auf dem Schonacher Kunstrasen mit 0:3 hinten, und mit dem schweren Gepäck einer 1:4-Niederlage trat man enttäuscht die Rückreise an. Im Rückspiel drehte Ewattingen mächtig auf und ging durch einen Kopfball von Fred Schmidt früh in Führung, doch nach einem Eigentor erloschen die letzten Hoffnungen. Damit war er Realität, der bittere Abstieg in die Kreisliga B, aus der man sich vor mehr als 20 Jahren verabschiedet hatte. Letztendlich erwies sich die Spielerdecke einfach als zu dünn. Dennoch konnte die zweite Mannschaft erhalten werden, eine ungemein wichtige Tatsache.
Sehnlichst wurde in Richtung Jugend geschaut, doch da tat sich trotz hervorragender Arbeit in diesem Bereich ein großes Loch auf. 2004 attestierte der damalige Jugendleiter Armin Kienzle einen akuten Spielernotstand von der D- bis zur A-Jugend. Somit stand fest, dass die Aktiven in den nächsten sechs Jahren im Großen und Ganze mit dem bestehenden Kader auskommen mussten.
Daher ging der Verein auf diesem Feld in die Offensive und gründete das Eltern-Kind-Turnen und eine Bambini-Gruppe. Außerdem wurde eine Kooperation mit der Schule initiiert.
"Jahrhundertprojekt" auf dem Sportgelände
Sportlich sorgte der Sportverein also nicht für positive Schlagzeilen, aber abseits des Rasens dafür umso mehr. Mit dem Anschluss des Clubhauses an die Kanalisation, der Asphaltierung der Zufahrtsstraße sowie dem Pflastern des Parkplatzes wurde ein „Jahrhundertprojekt“ gestemmt. 5000 Stunden leisteten die SVEler in dieser Zeit dafür. Schließlich wurden auch gleich noch beide Sportplätze mit Flutlicht ausgestattet und eine Lagerstätte für die Sportgeräte eingerichtet.
Ja und dann präsentierte sich der SVE noch als Kulturträger der Gemeinde. Und das gleich in der Bundesliga. Mit Lisa Fitz engagierte der Verein eine Ikone des Frauenkabaretts und sorgte damit für eine ausverkaufte Wutachhalle. Es sollten weitere Hochkaräter wie Helmut Schleich, Ingolf Lück, Richard Rogler, Stephan Bauer oder Thomas Freitag folgten. Auch Marc’n’Simon, Abba-Shows, Rock- und Partynächte sorgten für beste Unterhaltung. Und natürlich bereicherte die Blau-Weißen auch das große Ewattinger Dorffest mit einem reichhaltigen Angebot.
Und so feierte der SV Ewattingen im Sommer gut gelaunt ein dreitägiges Fest zum 60. Geburtstag auf dem Sportgelände. Eine rundum gelungene Veranstaltung mit viel Sport, Festgottesdienst, Musik und sogar einem Festumzug vom Rathaus zum Sportplatz.
2010 bis 2020
Das Jahrzehnt im Zeichen des Clubhauses
Dieses Jahrzehnt begann gleich mit einem Wechsel auf dem Trainerstuhl. Aus privaten Gründen zog es Dieter Koulmann nach Stuttgart, und so stand der SVE plötzlich wieder ohne Coach da. Doch erneut in einer langen Nacht ließ sich Georg Vetter überzeugen, dieses Amt zu übernehmen. Ihm zu Seite assistierte Friedhelm Glomsda. Eineinhalb Jahr hatte dieses Duo die Zügel in der Hand, doch leider ließ der Trainingsfleiß weiterhin zu wünschen übrig. Zum einen aus beruflichen Gründen, aber auch aus reiner Bequemlichkeit pendelte er sich bei durchschnittlich sieben oder acht Spielern ein. Und das, obwohl endlich aus dem Nachwuchs gleich eine ganze Reihe hoffnungsvoller Talente aufrückten.
Auf das Duo Vetter/Glomsda folgte Darko Kapetanovic. Der ehemalige Verbandsligaspieler coachte nun die beiden Aktiventeams. Weiterhin hing man in den hinteren Tabellenregionen fest und so trennten sich die Wege von Trainer und Verein nach eineinhalb Jahren. Dennoch blieben sich beide Seiten bis heute freundschaftlich verbunden, denn Kapetanovich spielt bis heute in der Zweiten des SVE.
Jochen Müller übernahm das Traineramt, nach kurzer Zeit stand im Gernot Würth zur Seite. Doch trotz des erneuten Wechsels blieben die Erfolge Mangelware. Auch unter Nachfolger Jan Thiele änderte sich daran nichts, der nach einem Jahr Axel Schweizer weichen musste.
Endlich wieder weit vorn in der Tabelle
Und hier schien endlich ein Ruck durch das Team zu strömen. Im ersten Jahr seines Wirkens sollte sich das in der Tabelle mit Rang neun noch nicht wirklich ausdrücken, doch in der Saison 2016/2017 thronte der SVE sensationell auf Platz eins. Sollte es nun endlich mit dem ersehnten Aufstieg klappen? Nein, denn in der Rückrunde folgte ein Leistungseinbruch, der selbst den Trainer machte. Sicherlich hinterließ der Weggang von Torjäger Daniel Kienzle eine große Lücke, und auch die Verletztenliste erwies sich nicht gerade als förderlich, doch plötzlich fehlte der Mannschaft der Glaube an die eigene Stärke. Am Ende wurde es Rang fünf.
In der Folgesaison richtete sich das Pendel wieder etwas weiter nach hinten aus, und so verkündete Axel Schweizer im Frühling 2018 seinen Abschied aus Ewattingen. Und dennoch: Diese drei Jahre blieben bei allen Beteiligten in bester Erinnerung, noch immer ist Axel Schweizer als Gast beim SVE zu sehen. Manchmal mit Sohn Andi, der ebenfalls zwei Jahre hier spielte, ehe es in wieder zu seinem SV Tuningen zog.
Dieser enge Kontakt besteht auch weiterhin zu Arvin Davitian, der 2018 in Ewattingen anheuerte. Er fand sofort einen engen Draht zu den Spielern, doch nach einem Jahr folgte er dem Ruf seines Heimatklubs BSV 07 Schwenningen, den er unbedingt wieder in die Bezirksliga führen soll.
Für Davitian war Ewattingen die erste Trainerstation außerhalb des BSV 07, sein Nachfolger Werner Bucher konnte da schon auf eine fast 40-jährige Trainerlaufbahn zurückblicken. Nach einer durchwachsenen Vorrunde stoppte die Coronakrise den Tatendrang, und Bucher beendete seine Karriere. Nun führt Torsten Senf die sportlichen Geschicke des Sportvereins, doch auch die Runde 2020/2021 sieht sich fest im Griff von Corona. Im Oktober wurden die Spiele ausgesetzt.
Allerdings ließ sich der SVE nur auf dem Spielfeld ausbremsen, ansonsten zeigte er sich einmal mehr von seiner ganz aktiven Seite. Der Verein sanierte den gesamten Kabinentrakt. Es war der letzte Akt in der Renovierung des Klubhauses, denn in den vergangenen Jahren erneuerten die fleißigen Mitglieder die Fassade und das Dach, installierten eine Photovoltaikanlage, bauten neue Duschen ein. Der größte Brocken überhaupt stellte die komplette Neugestaltung des Wirtschaftsbereichs dar. Nun strahlt das Vereinsdomizil in neuem Glanz, jetzt fehlt also nur noch etwas Glanz auf dem Rasen…
Nicht überall, denn die Jugendabteilung des SV Ewattingen präsentiert sich schon seit Jahren von ihrer ganz erfolgreichen Seite. Dabei setzt der Verein auf eine enge Kooperation mit dem SV Mundelfingen, SV Hausen vor Wald und dem SV Döggingen. 2020 kam hier noch die SG Riedböhringen/Fützen dazu. Allein schon diese Auflistung lässt erahnen, welch organisatorischer Brocken hinter dieser Aufgabe steckt. Glücklicherweise konnte sich der Sportverein zumeist auf überaus tatkräftige Jugendleiter und eine ebensolche Riege an Trainern, Betreuern und Helfern verlassen. Rund 25 davon stellt allein der SVE.
Jugendteams in der Bezirks- und Landesliga
Vor allem in jüngster Vergangenheit zahlte sich die intensive Arbeit ganz besonders aus. So stiegen die C- und B-Junioren 2020 in die Landesliga auf. Während die C-Jugend sogar über die Meisterschaft jubeln durfte, holte die B-Jugend 2019 in grandioser Weise den Bezirkspokal, als in Obereschach Gegner FC Bad Dürrheim mit 11:2 geradezu weggefegt wurde. Die D-Junioren spielen in der Bezirksliga, ebenso die A-Junioren. Die jüngeren Jahrgänge sind ausschließlich mit Spielern des SV Ewattingen gespickt, und auch sie schlagen sich wacker. Es sieht also prima aus für die sportliche Zukunft des Vereins.